Artikel vom: 01.03.2020
Deutsche Mannschaft aktuell auf Rang drei
Mit der erwarteten souveränen Leistung der russischen Mannschaft endete der erste Tag der Eisspeedway-Team-Weltmeisterschaft 2020 in Berlin. Vor rund 4.000 Fans holten Daniil Ivanov, Dmitry Khomitsevich und Igor Kononov im Horst-Dohm-Eisstadion im Bezirk Wilmersdorf 28 von 30 möglichen Heat-Punkten und gehen mit drei Zählern Vorsprung auf das schwedische Trio Martin Haarahiltunen, Niclas und Stefan Svensson in den Finaltag. Bei diesem werden die Karten neu gemischt, denn nach weiteren 21 actiongeladenen Läufen fällt die Entscheidung erst im Finale der beiden bis dahin punktbesten Mannschaften. Bei der Vergabe der Medaillen möchte auch das deutsche Team mit Johann Weber, Max Niedermaier und dem bislang noch nicht zum Einsatz gekommenen Markus Jell ein Wörtchen mitreden. Mit aktuell Platz drei vor den Teams aus Österreich, Kasachstan, Tschechien und Finnland sieht es diesbezüglich ganz gut aus.
Da die sehr ausgeglichene russische Mannschaft ihre drei Fahrer im regelmäßigen Wechsel auf die Bahn schickt, war der amtierende Einzel-Weltmeister sowie Grand-Prix-Spitzenreiter 2020, Daniil Ivanov, am Samstag nur vier statt sechs Mal am Start, entschied diese Heats aber allesamt für sich. Seine Teamkollegen Dmitry Khomitsevich und Igor Kononov standen dem nicht großartig nach, stellten sich in den Dienst der Mannschaft, vertraten Daniil Ivanov als Laufsieger und sammelten ebenfalls ordentlich Punkte.
Auf Rang zwei liegen nach dem ersten Tag die Schweden, für die neben Martin Haarahiltunen das Vater-Sohn-Duo Stefan und Niclas Svensson ebenfalls in verschiedenen Konstellationen auf Punktejagd gingen. Derzeit haben sie auf die Russen drei Punkte Rückstand sowie auf die auf Platz drei rangierende deutsche Mannschaft drei Zähler Vorsprung.
Auf irgendwelchen nicht vorhandenen Lorbeeren ausruhen können sich die bisher auf Punktejagd befindlichen Johann Weber und Max Niedermaier sowie der dritte Mann im Bunde, Markus Jell, keinesfalls, denn die viertplatzierten Österreicher Harald Simon, Franz Zorn und Charlie Ebner folgen mit ebenfalls nur drei Punkten Rückstand auf dem vierten Platz. Somit ist für den Finaltag für (fast) alle Mannschaften noch was drin.
Da Russland, auch dank der Ausgeglichenheit der Akteure, strikt durchwechselte, sind Johann Weber, genannt der „Eishans“, und der Alpenracer Harri Simon mit je 14 eingefahrenen Zählern die bisher punktbesten Fahrer, was bei einer Team-WM allerdings wenig Bedeutung hat. So sind ein taktisch kluges Fahren und ein Auge für den Mannschaftskollegen weit mehr wert als der reine Speed.
Dementsprechend lobende Worte fand am Ende des ersten Tages der 35-jährige Bayer Johann Weber: „Es ist, bis auf den ersten Heat gegen Schweden, für uns heute echt gut gelaufen. Ich hatte ein kleines Problem mit dem Gas verlierenden Stoßdämpfer. Aber ich bin persönlich sehr zufrieden, zumal wir das teammäßig alles sehr gut gemacht haben. Wenn es von der Geschwindigkeit her nicht ganz so rasant war, haben Max und ich sehr gut zusammengespielt. Wir haben uns auch für die Starts immer abgesprochen. Mir hat es heute sehr gut getaugt. Der Tag morgen ist lang, da kann noch viel passieren. Aber mit dieser Ausgangslage sollte auch für uns noch viel drin sein.“
Dem schloss sich Max Niedermaier an, indem er sagte: „Wir sind auf Kurs, aber noch nicht auf Kurs fürs Finale um die Plätze eins und zwei, wo wir eigentlich hinwollten. Das A-Finale wäre natürlich etwas, dabei kann alles passieren. Die Russen kochen auch nur mit Wasser, wie man heute gesehen hat. Auf jeden Fall wäre es mal schön, wenn Russland mal nicht Weltmeister wird. Ich denke, das wäre für den Sport ganz gut. Ansonsten sind wir mit dem heutigen Tag sehr zufrieden.“
Zufrieden zeigte sich auch der Teammanager Bernd Sagert, der zugleich als 2. Vorsitzender der die Team-WM 2020 veranstaltenden Eisspeedwayunion Berlin seine Kritik vom Freitag am Motorrad-Weltverband FIM konkretisierte bzw. relativierte. Dazu erklärte er: „Als Erstes möchte ich festhalten, dass unsere Jungs heute einen tollen Job gemacht haben. Wir möchten morgen in eines der beiden Finale fahren – dann hilft der liebe Gott. Bei meiner gestrigen Kritik ging es nicht darum, die anwesenden Sportwarte der FIM zu diskreditieren, sondern die Form der Zusammenarbeit mit dem Hauptamt offen anzusprechen. Die Leute hier vor Ort machen zusammen mit uns einen tollen Job.“
Die Rennen des zweiten Tages des „Ice Speedway of Nations“ starten 14:00 Uhr, der Einlass ins Stadion erfolgt drei Stunden früher. Karten sind an der Tageskasse noch erhältlich.
Text/Fotos: Thorsten Horn