Artikel vom: 27.02.2020
Tolle Ouvertüre des viertägigen Eisspeedway-Festivals in Berlin
Johann Weber gewann das Rennen um dem DM-Titel im Rahmen des 47. Eisspeedway Berlin. Am ersten von sicherlich wieder vier tollen Tagen im Berliner Horst-Dohm-Eisstadion gewann der „Eishans“ aus Mitterdarching alle sein fünf Läufe und verwies somit den Vorjahresmeister Markus Jell sowie den Routinier Stefan Pletschacher souverän auf die Plätze. Die beiden ebenfalls aus Bayern kommenden Verfolger mussten nach ihren fünf regulären Heats punktgleich ins Stechen, in dem sich Markus Jell durchsetzte.
Natürlich war Johann Weber als Top-Favorit angereist, schließlich ist er in diesem Jahr der einzige deutsche Permanentstarter in der Eisspeedway-Einzel-Weltmeisterschaft. In dieser rangiert er nach den ersten sechs von insgesamt zehn Grand Prix als zweitbester nichtrussischer Fahrer aktuell auf dem hervorragenden sechsten Platz. Andererseits musste sich der derzeit schnellste deutsche Spikeritter in den vergangenen drei Jahren jeweils mit dem Vize-DM-Titel begnügen. Diesmal lief es bei ihm hingegen wie am Schnürchen, was ihm nach der Siegerehrung zu folgender Aussage trieb: „Natürlich bin ich sehr zufrieden, dass es endlich einmal mit dem DM-Titel geklappt hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich im Hinblick auf die Weltmeisterschaft nicht alles riskiert habe. Ich will die Leistungen der anderen nicht schmählern und ich habe in den einzelnen Heats jeweils zu Beginn ziemlich Speed gegeben. Unterm Strich war aber alles safe. Für Max finde ich es schade, denn er war bis zu seinem Sturz in unserem gemeinsamen Lauf dicht dran und hätte sonst sicherlich den Vizetitel geholt.“
Damit bezog er sich auf den gemeinsamen vierten Heat von sich und Max Niedermaier, in den sie beide mit bis dahin Punktemaximum gingen. Nach anfänglicher Führung des Piloten vom Team Eisspeedwayunion Berlin, übernahm Johann Weber das Zepter und Max Niedermaier erwischte dicht hinter ihm eine tiefe Rille, die ihn aushebelte und er vehement in den Strohballen einschlug. Mit einem Nuller aus diesem Lauf waren die Titelchancen des deutschen Meisters von 2017 und 2018 natürlich dahin, und auch ein Platz auf dem Podest rückte in weite Ferne.
Diese machten dann Markus Jell aus Altfraunhofen und der Ruhpoldinger Stefan Pletschacher in einem Stechen unter sich aus, nachdem sie beide in den regulären Heats 13 der 15 möglichen Punkte eingefahren hatten. Hierbei behielt der letztjährige Meister Markus Jell die Oberhand und zeigte sich damit zufrieden. Er sagte: „Mein Ziel war ein Platz unter den ersten drei. Um den Deutschen Meister gleich zwei Mal hintereinander zu schaffen, muss alles perfekt zusammen passen, so wie bei mir im vorigen Jahr. Der Hans war die ganze Saison über schon so stark, da brauche ich mich mit dem zweiten Platz hinter ihm, quasi als best oft he rest, nicht verstecken.“
Auch wenn er im Stechen knapp unterlegen war, zeigte sich auch Stefan Pletschacher hochzufrieden. „Ein Jahr Pause wegen meiner Verletzung im letzten Jahr (Bandscheibenvorfall im sechsten und siebenten Halswirbel, Anm. d. Red.), bisher kein einziges Training und jetzt Platz drei – damit bin ich mehr als zufrieden. Ich wusste vorher nicht so recht, was mit nach wie vor zwei tauben Fingern auf mich zukommt. Aber die Verletzung hat gehalten – das war das Wichtigste. Mir kam auch zugute, dass die Rennen nur über drei statt vier Runden gingen, denn dafür hat bei mir die Kraft immer geradeso gereicht. Mein Ziel war ein Platz unter den ersten vier, und jetzt habe ich den Plan sogar übererfüllt.“
Für Max Niedermaier reichte es immerhin noch zu Rang vier, gefolgt von Franz Mayerbüchler aus Inzell, der im Vorjahr mit Platz drei überraschen konnte.
Auf den Plätzen sechs und sieben wussten zwei Neulinge zu begeistern. Nicht unbedingt mit ihren Platzierungen an sich, sondern vielmehr mit couragierten und angriffslustigen Fahrten. So konnten sowohl der 22-jährige Benedikt Monn aus Miesbach, wie auch der drei Jahre jüngere Maximilian Niedermaier aus Frauenneuharting, ebenfalls in Bayern, sogar je einen Laufsieg erzielen. Letzterer ist der Cousin von Max Niedermaier und wird eigentlich genauso gerufen, doch um ein Unterscheidungsmerkmal zu haben, wird der Novize offiziell mit seinem vollständigen Namen geführt. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ist, dass nun sowohl Max wie auch Maximilian Niedermaier für das Team Eisspeedwayunion Berlin fahren.
Nach der Ouvertüre des erneut viertägigen Eisspeedway-Spektakels in der Hauptstadt, geht es am Freitag mit dem Training der weltbesten Spike-Ritter weiter, die am Samstag und Sonntag den Team-Weltmeister 2020 ermitteln. Dafür werden die russischen Eisspeedway-Cracks als Top-Favoriten gehandelt, doch um die weiteren Plätze, dank des alles entscheidenden Superfinales vielleicht auch mehr, bewirbt sich auch die deutsche Equipe. Diese bilden Johann Weber, Markus Jell und Max Niedermaier. Dazu sagte der „Eishans“: „Eine Medaille bei der Team-WM wäre eine geile Sache, aber dazu muss alles passen. Mal sehen, wie sich die nächsten Tage entwickeln. Ich lasse mich überraschen.“
„Ich hoffe, dass Hans und Max ihre Geschwindigkeit an diesem Wochenende beibehalten können. Dann freu ich mich schon darauf, gegen die anderen zu kämpfen und will meinen Beitrag dazu leisten, dass es auch erfolgreich wird. Ich will es nicht zu laut sagen, aber ich habe einen Traum und auch ein Ziel. Dafür werden wir ganz hart kämpfen“, meinte Markus Jell zum bevorstehenden Hauptevent.
Andere Sorgen hat noch Max Niedermaier. Er sagte: „Nach dem Sturz schien erst einmal alles soweit in Ordnung, aber die Rippen machen mir derzeit Sorgen. Wie es genau wird, werden wir erst beim Team-WM-Training sehen. Schlimmer darf es nicht mehr werden, aber ich hoffe natürlich, dass ich fahren kann. Wir haben jedenfalls genügend selbst zusammen gemischte Salben dabei. Heute habe ich mich wegen der fehlenden Rennpraxis am Anfang ziemlich schwer getan und saß total verkrampft auf dem Motorrad. Dann ist es von Lauf zu Lauf besser geworden. Die Pace war zumindest schon mal ganz gut, und das DM-Rennen hat auf jeden Fall geholfen, in Schwung zu kommen.“
Zufrieden mit dem ersten Tag, vor allem mit den wiederum rund 2.000 Fans auf den Rängen, war auch der Organisator, die Eispeedwayunion Berlin. Dazu sagte der 1. Vorsitzende, Olaf Ehrke: „Die DM am Donnerstag hat sich offensichtlich etabliert, was wir auch von den kommenden Tagen hoffen.“ Dazu ergänzte der 2. Vorsitzende Bernd Sagert: „Die gute Zuschauerzahl aus dem Vorjahr zu wiederholen, ist heutzutage auch schon was. Ich denke, dass wir mit unserer bisherigen Arbeit zufrieden sein können.“
Text/Fotos: Thorsten Horn